„Und dann war da blaues Licht, ich weiß nicht, wir kamen ja gerade erst die Böschung wieder hinauf. Mit farbverschmierter Hose und noch Schweiß im Gesicht von der körperlichen Arbeit kamen die da direkt auf uns zugerollt. Nachdem wir unser Zeug schon vorher losgeworden waren, haben wir versucht, die Nerven zu behalten. Steigen da zwei Uniformierte aus und fragen: Entschuldigt, aber habt ihr da im Tunnel wen Malen sehen (macht mit dem Arm eine Bewegung, als ob der Bulle wüsste, wie man eine Dose hält)? Wir so: nein nein, tut uns leid, haben hier nur schnell ein Päuschen eingelegt und gechilled. Während der andere Bulle an den Uralt-Bildern des Tunnels vor uns schnuppern ging, haben wir Ihnen einen schönen Tag gewünscht, uns entspannt ins Auto gesetzt und sind losgefahren.“
In hartem, virtuosen Schwarz-Weiß zeichnet Rubens Bugatti eine Geschichte von nächtlichen Streifzügen. Es geht um das Getrieben-Sein zur Aneignung urbaner Nicht-Orte und die Auseinandersetzung mit den langen Armen des Gesetzes, subsumiert in verschiedenen Episoden dieser Graphic Novel.
Schnell muss der Portagonist arbeiten, flink und hellwach muss er sein, immer bereit zum abrupten Abbruch und zur Flucht. Was bleibt, sind Umrisse und Farben, Notizen und Zeichen, Botschaften, deren ganze Kraft erst nach getaner Arbeit und dem Aufgehen der Sonne sichtbar werden oder gleich ungesehen im Buff landen.
Graffiti ist l’art pour l’art. Egal ob einsames Leben oder in Gesellschaft, im Dunkel der nächtlichen Stadtkulisse ist man nie ganz allein. Die Erlebnisse mischen sich mit surrealen Begegnungen und Begebenheiten die nicht anders als visuell erzählbar sind.